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Blog: Bildungsförderung

Hohe Arbeitslosigkeit gepaart mit
extremem Fachkräftemangel

Die Arbeitslosigkeit in Namibia liegt bei etwa 30 Prozent. Gleichzeitig sind kompetente Fachkräfte rar. Im Spital wird man von Krankenpflegern abgefertigt, weil es an Ärzten mangelt. Autowerkstätten gibt es viele, aber kaum einer mag man sein Auto anvertrauen. Und wer soll einem helfen, wenn das Computernetzwerk Probleme macht?

 

Von Paul Kaeser

Offensichtlich fehlt es an Bildung. Nicht nur an Berufsbildung, denn Universitäten, Berufsschulen und Lehrwerkstätten sind auf eine ausreichende Qualität der zuliefernden allgemeinbildenden Schulen angewiesen. Und mit der Qualität der öffentlichen Schulen steht es hier schlecht - vom Kindergarten bis zur Hochschule.

 

Der Namibischen Regierung ist das bewusst. Sie investiert daher viel in die Bildung (vgl. Beitrag von Martin Suhr in diesem Blog). Die Herausforderung ist allerdings gross, denn fast 30% der Bevölkerung sind im Schulalter. Es fehlt an Lehrkräften, an Klassenzimmern, an Ausrüstung. Die Klassen sind gross, meist mit Schülerzahlen zwischen 40 und 50.

 

Beispiel naturwissenschaftlicher Unterricht

Am Lehrplan liegt es nicht - der ist durchaus fortschrittlich. Für die naturwissenschaftlichen Fächer verlangt er, ausgehend von Experimenten das Beobachten von Phänomenen zu schulen, diese logisch zu interpretieren und das wissenschaftliche Denken zu üben. Das sind die Voraussetzungen, die man sich für ein naturwissenschaftliches Studium oder eine technische Berufsausbildung wünscht.

Bei der Umsetzung hapert es freilich. Die meisten Schulen haben kaum Demonstrations- und Versuchsmaterial, und wo es vorhanden ist, wird es oft nicht verwendet. Viele Lehrpersonen können nicht damit umgehen oder scheuen den Aufwand. Sie lassen Fakten auswendig lernen, bleiben aber Erklärungen schuldig. Lehrpersonen unterrichten meist so, wie sie es selbst in ihrer Schulzeit erlebt haben. Und da ging es nicht darum, zu hinterfragen und zu verstehen, sondern zu gehorchen und nachzuahmen.

 

Verbesserung der Lehrkräfte...oder doch der Ausbildung?

Um die Ausbildung zu verbessern, braucht es besser geschulte Lehrkräfte. Um besser geschulte Lehrkräfte zu bekommen, braucht es eine bessere Ausbildung. Wo soll man beginnen? Eine verbesserte Lehrerausbildung wirkt sich erst auf künftige Generationen aus. So lange kann man nicht warten. Die Weiterbildung der amtierenden Lehrpersonen tut Not. Sie beschränkt sich auf kurze, berufsbegleitende Kurse, welche die ärgsten Löcher stopfen. Ein solches Kursprogramm für Naturwissenschaften umfasst Folgendes:

  • Umgang mit Geräten und Chemikalien: Manche Lehrpersonen haben in ihrer Ausbildung nie ein Experiment durchgeführt. Ohne entsprechende Weiterbildung gefährden sie ihre Klassen, sich selbst und die Ausrüstung.
  • Verbessern der Fachkenntnisse: Viele Lehrpersonen verstehen relativ wenig von ihrem Fach, insbesondere in Bezug auf die praktische Ausführung.
  • Verwendung von Medien: Meist beschränkt man sich auf Wandtafel und Kreide, ohne Zuhilfenahme vorhandener moderner Medien.
  • Methodik: Guter Unterricht soll motivieren, Neugierde wecken, entdecken lassen. Fragen sollen zum Denken anregen. Selbständigkeit und kritisches Denken sind zu fördern. Es geht darum, Zusammenhänge zu verstehen und Wissen anzuwenden. Zwischen diesen Anforderungen und der Realität an den Schulen liegen Welten. Erfolge auf diesem Gebiet bedingen die Änderung von Einstellungen - ein langwieriger Prozess.

 

Lehrerweiterbildung alleine reicht nicht

Ausbildner, die fähig sind solche Kurse zu erteilen, gibt es im staatlichen Schulsystem kaum. Hierzu sind externe Experten gefragt, welche mit den Verantwortlichen vor Ort eine vernetzte Weiterbildung praktizieren. Die Personelle Entwicklungszusammenarbeit ist für diese Aufgabe gut geeignet. Sie kann Fachleute zur Verfügung stellen, die nicht nur Kurse erteilen, sondern die Probleme im Schulwesen ganzheitlich angehen, was für eine Verbesserung der Schulbildung unerlässlich ist.

Denn es reicht nicht, Lehrpersonen weiterzubilden. Das Verständnis für die Bedeutung von wissenschaftlichem Denken und von Experimenten im Unterricht muss ebenso bei den Schulleitern gefördert werden, damit die sich um die nötige Ausrüstung bemühen und geeigneten Unterricht an ihrer Schule fördern. Und nicht zuletzt braucht es entsprechende Bewusstseinsbildung bei den Beamten des Erziehungsministeriums, welche die Lehrerinnen und Lehrer anstellen und beurteilen.

 

Richtige Materialanwendung benötigt externe Beratung

Voraussetzung für eine Unterrichtsverbesserung ist neben der erwähnten Bildungs- und Bewusstseinsarbeit auch die Ausrüstung der Schulen mit entsprechendem Material. Das Geld dafür kommt vom Namibischen Staat. Materialbeschaffung allein führt aber noch nicht zum Erfolg. Es gibt Schulen, an denen Versuchsmaterial noch in ungeöffneter Originalverpackung gelagert ist. Damit Ausrüstung benutzt wird, müssen die Lehrpersonen sie kennenlernen, sie in Ordnung halten und Verantwortlichkeiten und Ausleihe organisieren. Sie müssen wissen, wie man mit ihr umgeht, sie reinigt und allenfalls repariert. Sie sollen sie inventarisieren, damit auf Grund des Inventars zusätzlich benötigtes Material identifiziert und dessen Anschaffung beantragt werden kann. Solch ein Prozess ist erfahrungsgemäss auf externe Beratung und Begleitung angewiesen. Auch diese kann von Experten der Personellen Entwicklungszusammenarbeit geleistet werden.

 

Chemikalien in Unordnung
Der Hellraumprojektor soll genutzt werden
Lehrerweiterbildungskurs
Lehrerweiterbildungskurs Teil 2
Modellbau
Versuchsmaterial im Chaos

 Zum Autor:

Der Biochemiker ETH und Mittelschullehrer weist langjährige Lehrtätigkeitserfahrung auf. Ausserdem war Paul Kaeser Projektleiter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA und leitete als Co-Principal eine ländliche Berufsschule in Nepal. 

 

Für INTERTEAM ist Paul Kaeser zusammen mit seiner Frau und Biologin Susanne seit 2013 in Katima Mulilo, Namibia, im Einsatz.

 

Weitere Informationen zu Paul & Susanne Kaeser >

 

 

 


 

Gute Vorsätze verändern noch nichts

Was haben Botswana, die Marshall Inseln, Dänemark und Namibia gemeinsam? Es sind die  Länder mit den weltweit höchsten Staatsausgaben für Bildung im Verhältnis zum BSP (Bruttosozialprodukt). Namibia gehört dazu und hat mit dieser politischen Entscheidung einen Meilenstein gesetzt. Doch betrachtet man die Realität im Land, ist man von einer guten allgemeinen Bildung für alle weit entfernt. Warum ist das so?

Von Martin Suhr

Nur gute Konzepte führen noch nicht zu einer nachhaltigen verbesserten Schulqualität.

Namibia, 24. Februar 2017 – Gute allgemeine Bildung ist kein Zufall, eher gewollter politischer Wille der sich auch in der öffentlichen Investition niederschlagen muss. Dies nicht nur einmalig, sondern langfristig. Denn gute Bildung kommt nicht über Nacht; sie ist mühsame Aufbauarbeit über Generationen hinweg. Die namibische Regierung hat eine solche Entscheidung getroffen und dies aus bestimmtem Kalkül und guten Überlegung.

 

Es ist seit langer Zeit evident, dass Länder mit guter Bildung einen höheren Lebensstandard erreichen auf dem UN Human Development Index, als solche in welchen Bildung stiefmütterlich behandelt wird und wenig Budget oder andere Ressourcen dafür eingesetzt werden. Dies zieht sich durch alle Sektoren, sei es Gesundheit, persönliches Einkommen, Ernährung, wirtschaftliche Entwicklung und nicht zuletzt Kriminalitätsraten. Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, eines der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, bildet für Namibia eine reale Herausforderung, welche die Regierung nun adäquat angehen will.

 

Menschen mit besserer Bildung haben nicht nur einen höheren Bildungsstand, sie sind gesünder, resilienter, kaufkräftiger, kurzum viel einträglicher als Bürger für den Staat als Menschen, denen Bildung aus den verschiedensten Gründen versagt bleibt und die keine Ressourcen haben dem Teufelskreis der Armut zu entkommen.

 

Höheres Bildungsbudget erspart vielfältige Opportunitätskosten

Allein die eingesparten Opportunitätskosten im Gesundheitsbereich würden schon ein erhöhtes Budget im Bildungsbereich ökonomisch rechtfertigen. Wenn man erhöhte Konsumausgaben, Einkommenssteuer, externe Investitionsbereitschaft und weniger Staatsausgaben im Bereich innere Sicherheit dazurechnet, würde eigentlich alles für ein erhöhtes Bildungsbudget sprechen.

 

Namibia hat sich dazu entschlossen und damit seiner Bevölkerung, bestehenden Partnern und potentiellen Investoren ein deutliches Signal für eine bessere Zukunft vermittelt.

Frühkindliche Erziehung, Inklusive Bildung, freie Sekundarschulausbildung, verbesserter naturwissenschaftlicher Unterricht, vorberufliche Bildung, Berufsorientierung - alles neue Programme und Inhalte, welche im namibischen Bildungswesen innert der letzten 3 Jahre neu aufgenommen wurden und nun zur Umsetzung im Schulalltag anstehen.

 

Da hilft es schon, wenn die Bildungsministerin eine Technokratin ist, die sich dank ihrem Werdegang von der einfachen Lehrerin bis zur Ministerin auf jeder Stufe mit Berufserfahrung behaupten kann. Dies gilt ebenso für ihre Stellvertreterin und ihre Staatssekretärin im Ministerium.

Politischer Wille, ausreichendes Budget, äusserst erfahrene und progressive Entscheidungsträgerinnen, innovative Ansätze - reicht das schon um Namibia zu einem Singapur Afrikas werden zu lassen?

 

Es fehlt an fachlichem Know-how

Eher nicht, denn die Umsetzung von all dem vielen Neuen braucht Zeit und externe Unterstützung; vor allem praktische Erfahrungen welche aufzeigen, dass dies alles Realität werden kann. Die Lehrpläne stehen, ebenso wie die zahlreichen Konzepte, doch es fehlt an erfahrenen Experten für die Umsetzung eines solchen Mammut Programms.

 

Hier ist INTERTEAM mit seinem Cluster-Approach gezielt tätig um einerseits erfolgreich Pilotschulen zu unterstützen und gleichzeitig auf höherer Ebene die Managementstrukturen so zu stärken, dass die erhöhten Ressourcen zeitnah in die richtigen Kanäle fliessen, zum Wohle aller im Bildungsbereich. Bildung ist eben nicht nur unterrichten, sondern ein hochkomplexer Ablauf mit einem inhaltlich und zeitlich sehr eng gesteckten Rahmen.

 

Dieser wird im Falle von Namibia und anderen Commonwealth Staaten sogar noch extern, über die britische Cambridge Zertifizierung, bewertet. Womit sich internationale Vergleiche ziehen lassen. Im Falle Namibias sind in den letzten beiden Jahren deutliche Verbesserungen auszumachen, was die Abschlüsse der O (rdinary) und A (dvanced) Level Ergebnisse angeht.

 

Dass sich die Schweiz mit öffentlichen Geldern an einem solch progressiven Unterfangen beteiligt, ist lobenswert. Unterstützt man doch hier einen staatlichen Partner mit personeller Expertise, um hart verdiente Staatsgelder ziel- und zeitgerecht optimal zu implementieren. Die Personelle Entwicklungszusammenarbeit im Bildungsbereich in Namibia ist heute wichtiger denn je zuvor. Wenn sich ein demokratisch entwickelnder Staat dazu entschlossen hat, Bildung grösstmöglich zu fördern und dies mit eigenen Mitteln, dann sollten die Partner des Nordens dies auch entsprechend honorieren mit flankierenden komplementären Massnahmen und Aktionen.

 

Dies ist nicht nur eine bilaterale Angelegenheit; wie es scheint, es ist weitaus mehr. Es sendet Signale über Staatsgrenzen hinaus, dass eine vermehrte Anstrengung in bessere Bildung lohnenswert ist, respektiert und honoriert wird. Und nicht zuletzt, dass Regierungen, die Visionen auch umsetzen, Unterstützung von aussen erhalten. Ich würde mir wünschen, dass die Schweiz noch mehr Ressourcen freistellt für die personelle Unterstützung des Bildungsbereichs in Namibia. Gerade weil Bildung und die weltweite Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit zu Recht ganz oben auf der Agenda der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA steht.

 

Zum Autor:

Martin Suhr übernahm zusammen mit seiner Frau Iris ab dem 1.1.2017 die Landesprogrammleitung in Namibia. Die letzten 10 Jahre arbeitete Martin Suhr bei World Vision Schweiz; dort zuletzt in der Funktion als Leiter Internationale Programme und Geschäftsleitungsmitglied. Iris Suhr arbeitete als sozialpädagogische Begleitung von Flüchtlingen an beruflichen Schulen im bundesweiten Jugend-, Bildungs- und Sozialwerk „Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands“. Beide haben bereits mehrere Jahre im südlichen Afrika gelebt und gearbeitet.

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