Optische Spielereien 3

Stereoskope

Einfache Betrachtungsgeräte für stereoskopische Bildpaare selbst hergestellt

Die einfachste Methode stereoskopische Bildpaare herzustellen, besteht darin, mit einer gewöhnlichen Monokamera zwei Aufnahmen hintereinander zu machen, die etwa um Augenabstand versetzt sind. Dazu macht man einen kleinen Schritt zur Seite oder verlagert das Gewicht von einem Bein auf das andere, was meist schon genügt um die gewünschte Verschiebung zu erzielen. Es empfiehlt sich die Verwendung einer Digtalkamera mit Fixfocus und mindestens 2 Megapixel. Dass man mit dieser Methode nur unbewegte Objekte fotografieren kann, versteht sich von selbst.
Die so erhaltenen Bildpaare kann man auf den Rechner übertragen, mit einem einfachen Programm vereinigen und ins Anaglyphformat setzen. Dieses Mischbild betrachtet man dann mit einer rot- grün/blau Brille, die man entweder im einschlägigen (Versand)- Handel beziehen kann oder einer der Publikationen entnimmt, die immer wieder auftauchen und Anaglyphenbilder enthalten. Für das Betrachten am Bildschirm bzw. die Präsentation im Internet bietet das Anaglyphenformat den Vorteil, dass die Bilder leicht herzustellen sind und ohne technischen Aufwand betrachtet werden können. Alles was man braucht ist eine einer rot- grün/blau Brille.
Die Abbildung links wurde auf die beschriebene Weise unter Verwendung einer einfachen Handykamera hergestellt. Der Zeitaufwand beträgt wenige Minuten. Es ist die ideale Methode für den Einsteiger um zu experimentieren.

Abgesehen vom Anaglyphenverfahren gibt es eine Vielzahl weiterer mehr oder weniger technisch aufwändiger Methoden um Stereobildpaare zu betrachten. Die klassische Methode besteht in der Verwendung eines Linsenstereoskopes. Dabei werden die beiden Bilder durch Linsen betrachtet, die so beschaffen sind, dass das Gesichtsfeld jeweils eines Auges auf das ihm zugeordnete Bild eingeschränkt wird.
Eine durch die fortschreitende Entwicklung und Verbreitung der Digitalfotografie etwas ausser Gebrauch gekommene Möglichkeit besteht in der Verwendung von Diapositiven, die mit einer Analogkamera aufgenommen wurden und mit einem speziellen kleinen Linsenstereoskop betrachtet werden können. Zufriedenstellende Ergebnisse wird man aber meist nur bei Verwendung einer echten Stereokamera erhalten, weil die digital gegebenen Möglichkeiten nachträglicher Korrekturen von Aufnahmefehlern bei Verwendung einer Monokamera hier sehr eingeschränkt sind. Bei Verwendung eines Strahlenteilers stellt das halbierte Bildformat eine zusätzliche Erschwernis bei der Montage der Bilder dar.

Links ist ein als "Gucki" bezeichnetes Betrachtungsgerät für Diapositive abgebildet. Das lichtdurchflutete Bild wird durch eine Vergrößerungslinse betrachtet. Funktionell ist das die Hälfte eine Stereoskopes. Durch Aneinanderfügen zweier solcher Betrachter, die man entweder fertig kaufen (rechts) oder aus zwei "Gucki" leicht selbst basteln kann, erhält man ein funktionstüchtiges Stereoskop für Diapositive.

Stereoskopische Bildpaare auf Papier werden gleichfalls mit einem Linsenstereoskop betrachtet. Links unten ein zusammenklappbares Stereoskop, das sich für Bilderpaare im Format 13 x 6 cm eignet. Solche Bilder und die dazugehörenden Betrachter wurden beispielsweise vom "Raumbild-Verlag" in den 30er Jahren in großen Auflagen produziert, sind von hervorragender Qualität und auch heute noch relativ leicht und meist preiswert zu bekommen.
Rechts unten ein nach seinem Erfinder benanntes Holmes-Stereoskop, das für Bildpaare im Format 18 x 8 cm bestimmt ist. Stereoskope dieser Art wurden in millionenfacher Auflage produziert und sind auch heute noch als Original oder Nachbau leicht erhältlich. Wenn das Linsensystem in Ordnung ist, liefern diese Geräte bestmögliche Ergebnisse.

Zur Betrachtung kleinerer Bildformate, bei denen die Abstände der Bildmittelpunkte dem Augenabstand entsprechen, verwendet man meist (nur) symetrische Vergrößerungslinsen.

Zur Betrachtung größerer Bildformate, bei denen die Bildmittelpunkte weiter auseinanderliegen als es dem Augenabstand entspricht, verwendet man Keillinsen, welche den Sehstrahl nach außen ablenken. Keillinsen sind innen, also an den einander zugewandten Seiten dünner. Oft wird das Blickfeld zusätzlich durch einen Mittelsteg begrenzt, damit der Blick nicht auf das Nachbarbild abirren und so den Stereoeffekt stören kann.

Links eine Keillinse in einem Holmes-Stereoskop. Man kann deutlich erkennen, dass sie an der Innenseite dünner und an der Aussenseite dicker ist. Den selben Effekt kann man auch ohne Keillinsen erzielen, wenn man zwei symetrische Vergrößerungslinsen so anordnet, dass die Entfernung ihrer Mittelpunkt größer ist als der Augenabstand.

Die optische Hauptbedingung für jeden Linsenstereobetrachter der keine Keillinsen verwendet lautet daher etwas exakter formuliert: Der Abstand identer Fernpunkte ist gleich oder kleiner dem Abstand der beiden Linsenmittelpunkte. In dem Bild oben wird der Abstand zweier identer Fernpunkte (die Kirchturmspitze) durch die rote Linie dargestellt. Der Abstand der Linsenmittelpunkte entspricht der blauen Linie und ist hier deutlich größer als der Abstand der identen Fernpunkte. Die senkrechten gelben Linien entsprechen dem Augenabstand des Betrachters. Die Augen des Betrachters sind daher nicht genau über den Linsenmittelpunkten sondern an der Innenseite des Linsenpaares, wodurch der Keillinseneffekt auftritt.

Mit einem einfachen Versuchsaufbau kann man diese Funktionsweise eines Linsenstereoskopes überprüfen. Besorgen Sie sich zwei gleiche Lupen, die einen Vergrößerungsfaktor von etwa 2 aufweisen und einen Linsendurchmesser von etwa 5cm haben. Zum Experimentieren genügen für den Anfang auch Plastiklinsen, die preiswert zu bekommen sind, allerdings keine gröberen Verzerrungen liefern dürfen. Montieren Sie diese Linsen seitlich schwenkbar auf einen stabilen Träger. Darunter legen sie ein stereoskopisches Bildpaar. Den Abstand der Linsen von dem Bildpaar ermitteln Sie am besten durch Probieren, um ein scharfes Bild zu bekommen. Danach schieben Sie das Bild zurecht und schwenken die Linsen vorsichtig gegeneinander bzw. auseinander, bis die optische Hauptbedingung erfüllt ist und der Stereoeffkt eintritt.
Mit etwas Geschick kann man auf diese Weise auch einen Stereobetrachter bauen, der für den dauerhaften Gebrauch bestimmt ist.

Eine Möglichkeit stereoskopische Bildpaare überhaupt ohne technische Hilfsmittel so zu betrachten, dass man den Raumeindruck wahrnehmen kann, ist der sogenannte Schiel-oder Kreuzblick. Dazu müssen die Bilder anders als bei der Betrachtung durch ein Linsenstereoskop so angeordnet werden, dass das linke Bild jetzt rechts und das rechte Bild links steht. Durch kräftiges Schielen entsteht zwischen diesen beiden Bildern die Wahrnehmung eines dritten Bildes, das den den Raumeindruck vermittelt, aber deutlich kleiner wirkt ist als die Originalbilder.

Diese Methode kann von den meisten Leuten rasch und leicht erlernt werden. Im Internet finden sich zahlreiche Seiten, wo stereoskopische Bilder angeboten werden, die mit dem Kreuzblick zu betrachten sind. Zum Üben können Sie die Bildpaare unten verwenden. Betrachten sie ganz entspannt den roten Streifen zwischen den Teilbildern. Dann beginnen sie einwärts, also Richtung Nasenspitze zu schielen, sodass Sie anfangen den roten Streifen doppelt zu sehen. Versuchen Sie jetzt diese roten Streifen möglichst weit auseinanderzubringen. Dann wird dazwischen ein drittes Bild auftauchen, das den Raumeindruck vermittelt.
Achtung: Wenn Ihnen dabei die Augen weh tun oder Sie Kopfschmerzen bekommen, lassen Sie es besser bleiben.
Das Gegenstück zum Kreuzblick ist der sogenannte Parallelblick, bei dem die Bilder regelrecht, also wie zur Betrachtung durch ein Linsenstereoskop angeordnet sind. Man versucht nunmehr durch einen in die Ferne gerichteten, parallelen Blick zu verhindern, dass die Augen auf das Doppelbild fokusieren, damit sich das linke Auge nur auf das linke und das rechte Auge nur das rechte Bild richtet. Erfahrungsgemäß haben die meisten Leute mit dieser Methode Schwierigkeiten und selbst wenn sie funktioniert, bedarf es oft erheblicher Konzentration und Vorbereitungsübungen. Schielen ist eben einfacher als bei der Betrachtung naheliegender Dinge den Blick ins Unendliche zu richten.

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