Die Anfänge der Zensur

Gotteslästerung und Jugendschutz

Zensur im weitesten Sinn ist die institutionalisierte, mit Zwangsgewalt ausgestattete Möglichkeit bestimmte Gedankenäußerungen in Wort, Bild oder Schrift, die sich an die Allgemeinheit richten, zu unterbinden.

Die Entwicklung zensorischer Systeme setzt daher ein organisiertes Gemeinwesen voraus, das auf bestimmten, hinreichend definierten und für verbindlich angesehenen sozialen und religiösen Grundsätzen fußt und das über die faktischen Machmittel verfügt, Meinungsäußerungen, durch welche das Selbstverständnis dieses Gemeinwesens, seine Stabilität und bestehende Machtstrukturen in Frage gestellt und gefährdet werden, in verrechtlicher Form (und nicht bloß durch willkürliche Gewaltanwendung) zu unterdrücken.

Beispiele dafür finden wir bereits in der Antike.

Im Jahre 399 v. wurde der Philosoph Sokrates in Athen zum Tode verurteilt.
Er war auf Grund seiner Lehren wegen Gottlosigkeit und verderblichem Einfluss auf die Jugend angeklagt worden. Der Vorwurf der Gotteslästerung wurde mit der (unrichtigen) Unterstellung begründet, Sokrates habe gelehrt, die Sonne bestehe aus Stein und der Mond aus Erde; Sonne und Mond seien daher keine Götter.
Mit Stimmenmehrheit wurde Sokrates von der demokratischen Ratsversammlung Athens für schuldig erkannt. Sokrates starb, indem er aus einem Schierlingsbecher trank, obwohl er sein Leben retten hätte können, wenn er bereit gewesen wäre, die Anklage als berechtigt anzuerkennen oder Athen zu verlassen.

Dieser Fall weist alle Merkmale zensorischen Vorgehens auf. Es ging primär darum, den Verbreiter verpönten Gedankengutes im Rahmen eines förmlichen Verfahrens zum Widerruf zu bewegen, ihn mundtot zu machen und seine Lehren zu unterdrücken, nicht unbedingt darum, ihn umzubringen.
Aber noch in anderer Hinsicht ist der Fall Sokrates exeplarisch. Mit dem Vorwurf der Gotteslästerung und dem Vorwurf, er verderbe durch seine Lehren die Jugend wurden zwei Argumente geltend gemacht, die noch in späteren Jahrhunderten und Jahrtausenden zur Begründung zensorischer Maßnahmen herangezogen wurden. Tatsächlich war der 'Jugendschutz' bereits in der Antike ein Thema. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass jener Aspekt des Jugendschutzes, der das Fernhalten unerwünschter Literatur von Jugendlichen zum Ziel hat, immer auch etwas mit der Erziehung der Jugend im Sinne einer bestimmten Werteordnung zu tun hat.

Platon, ein Schüler des Sokrates hatte bereits eine umfassende Zensur von Werken der Dichtkunst im Auge. Er setzt sich in seinem Dialog "Der Staat" intensiv mit Dichtung und Literatur auseinander und zwar unter dem Gesichtspunkt der moralischen Eignung von Dichtung für Erziehung und Bildung der Heranwachsenden. In diesem Sinn kritisiert Platon die Mython und das unwürdige Bild der Götter, so wie sie bei Homer geschildert werden: Die Götter seien gut, wirken nichts schlechtes und täuschen die Menschen nicht. Nur so- fordert Ploaton- dürfen die Götter von den Dichtern geschildert werden.
Platon fordert daher auch, dass die Werke Homers von Passagen gesäubert werden, die jugendschädlich seien; Sorgen machte er sich freilich nur um männliche Jugendliche:

"Bei diesem und all derartigem werden wir den Homeros und die übrigen Dichter um Nachsicht bitten, daß sie uns nicht zürnen, wenn wir es (für junge Männer ungeeignete Passagen) durchstreichen, nicht, weil Solches etwa nicht dichterisch und nicht für die Menge vergnüglich zu hören wäre, sondern gerade je dichterischer es ist, desto weniger dürfen es Knaben und Männer hören, welche frei sein sollen, insoferne sie Sklaverei mehr als den Tod fürchten. – Ja, durchaus wohl. –...
...auch die vielen fürchterlichen und erschrecklichen Namen betreffs jener Dinge sind zu verbannen, wie »Kokytos«, »Styx«, »die Unterirdischen«, »die Kraftlosen«, und alle Worte, welche sonst noch nach diesem Gepräge ausgesprochen werden und so sehr als möglich alle Hörenden schaudern machen; und vielleicht wohl mögen sie in anderer Beziehung gut sein, wir aber fürchten unsere Wächter (die wehrhaften Männer des Staates, zu denen Knaben erzogen werden sollten), sie möchten uns aus diesem Schauder in größerer Fieberhitze und mit mehr Erschlaffung, als nötig ist, hervorgehen."

Weiters warnt Platon von der Gefahr, die vom Theater, besonders für jene, die sich aktiv an Theateraufführungen beteiligen, ausgeht: Die Nachahmungen könnten zur Gewohnheit und zu einer zweiten Natur werden, sowohl körperlich und in der Stimme wie vor allem auch im Denken.
Platon weiß um die suggestive Wirkung der Literatur. Er erkennt auch, dass die Hingabe an vergnügliches und nervenerregendes (triviales) Lesevergnügen den jungen Menschen ungeeignet machen kann, dem Staat als unbeirrbarer 'Wächter' zu dienen. Ebenso thematisiert er bereits die Annahme, junge Menschen könnten durch mediale Einflüsse zur Nachahmung des Dargestellten und damit zu einem sozial unerwünschten Verhalten gebracht werden.
Es sind dies Argumente, die auch in der heutigen Diskussion um Jugendschutz, gute Jugendlektüre, verderbliche, weil triviale Medieneinflüsse und Zensur nahezu unverändert ins Treffen geführt werden.

Im Codex Justinius, in welchem das Recht des Imperium Romanum zusammengefasst wurde, findet sich eine ausführliche Zensurvorschrift:

De famosis libellis (Von den Schmähschriften)
Edikt der Kaiser Valentinian I und Valens, Konstantinopel, 365

Im ersten Teil stellt das Edikt die Verbreitung anonymer Schmähschriften grundsätzlich unter Strafe und zwar unabhängig davon, ob sie von dem verbreitet wurden, der sie verfasst hat, oder einem anderen. Unter Schmähschrift verstand man jede Kritik am Staat oder an den Staatsorganen im weitesten Sinn.
"Wer eine Schmähschrift entweder in einem Haus oder an einem öffentlichen Ort zufällig gefunden hat, soll sie entweder vernichten, bevor sie ein anderer findet, oder niemanden den Fund mitteilen. Wenn er aber diese Papiere nicht sofort vernichtet oder ins Feuer geworfen hat, sondern deren Inhalt bekannt gemacht hat, möge er wissen, dass er quasi als Urheber dieses Deliktes der Kapitalstrafe unterworfen wird."
Im zweiten Teil wird eine Art Nachzensur dekretiert. Gefordert wird- um es mit einem modernen Ausdruck zu bezeichnen- ein 'Impressum' und die Rechtfertigung durch den 'Wahrheitsbeweis'. Wer bereit ist, sich zu seiner Kritik zu bekennen, hat nichts zu fürchten, wenn er die Wahrheit seiner Behauptung beweisen kann; wenn nicht, wird er allerdings bestraft.
"Will jemand freilich seine Ergebenheit und seine Sorge um das öffentliche Wohl kundtun, so möge er seinen Namen angeben und das laut und offen verkünden, was er durch eine Schmähschrift rügen zu müssen glaubt, und er soll ohne jede Angst auftreten und wissen, dass er, wenn sich seine Behauptungen als wahr erweisen, großes Lob und Belohnung von unserer Gnade erlangt. Wenn er aber die Wahrheit nicht zu beweisen vermag, soll er mit Kapitalstrafe belegt werden."
Im abschließenden Satz wird die Rufschädigung einer Privatperson verboten, auch wenn die Schmähschrift ansonst durch Wahrheitsbeweis gerechtfertigt erscheint.
"Eine Schrift dieser Art soll aber dem guten Ruf eines anderen nicht schaden."
Es handelt sich um ein ausgesprochen 'modernes Gesetz', dessen Grundsätze sich auch in modernen Rechtsordnungen wiederfinden.


zitiert nach "Codex Justinianus" Reclam-Bibliothek Band 1368

Christentum, Kirche und Zensur

Es war aber letztlich das Christentum, das erstmals, bereits in der Spätantike ein durchorganisiertes Zensursystem schuf und mit aller Härte exekutierte. Möglich wurde das, sobald die Kirche mit dem Staat eine dauerhafte Verbindung einging, weil das zunehmend wegen seiner völkischen Vielfalt und Größe unstabil werdende Römische Reich eine staatseinigende Komponente suchte und glaubte im Christentum gefunden zu haben.

Die Verbindung von Kirche und Staat mit dem Ziel gemeinsamen Machterhaltes, der auch durch entsprechende zensorische Maßnahmen gesichert werden sollte, funktionierte zwei Jahrtausende lang und ist auch heute noch bisweilen spürbar. Zur Vollständigkeit muß angemerkt werden, dass dieses Phänomen nicht nur das Christentum betrifft, sondern überhaupt bei missionierenden, monotheistischen Religionen mit einer starken gut durchorganisierten Priesterkaste auftreten kann, wenn sich nur die Gelegenheit dazu bietet. Aktuelle Beispiele dafür finden wir in manchen islamischen Staaten.

Noch die frühen Christen, die im Römischen Reich zeitweise Verfolgungen ausgesetzt waren, beriefen sich auf das Beispiel des Sokrates als Opfer einer frühen Staatszensur und griffen die Ansichten Platons über die jugendverderbliche Wirkung der Darstellung antiker Götter in Mythologie und Dichtung auf, freilich immer in der Absicht, die antiken Götter zu dämonisieren oder lächerlich zu machen.

Aus der Ersten Apologie (Verteidigung des Christentums) des Justin (hingerichtet um 165)

Als Sokrates aber mit wahrer Vernunft und nach genauer Prüfung diese Dinge (gemeint nach Ansicht des Justin: Die alten Götter sind in Wahrheit böse Dämonen) ans Licht zu bringen und die Menschen von den Dämonen abzuziehen versuchte, haben die Dämonen es durch Menschen, die an der Schlechtigkeit ihre Freude haben, dahin gebracht, dass er als Gottesleugner und Religionsfrevler hingerichtet wurde, indem sie vorgaben, er führe neue Götter ein, und in gleicher Weise setzen sie gegen uns ganz dasselbe ins Werk...

Aus der Apologie des Minucius (ca 200): "Dialog Octavius"

...Was soll ich erst sagen von Mars und Venus, die beim Ehebruch ertappt wurden, und von Jupiters schändlichen Neigungen...Alle diese Geschichten haben nur den Zweck, menschlichen Lastern eine gewisse Berechtigung zu verschaffen. Durch diese und ähnliche Dichtungen und nur zu verführerische Lügen wird der Knaben Geist verdorben...

Die Ursachen, warum das Christentum selbst schon früh begann, zensorische Systeme bis hin zur Inquisition zu entwickeln, um unerwünschte Gedankenäußerungen zu unterdrücken, sind vielfältig und überwiegend aus der geschichtlichen Entwicklung erklärbar.

  • Das Christentum, ebenso wie das Judentum als monotheistische Relegion mit einem persönlichen Gott tendierte schon seiner Art nach dazu, anderen religiösen Systemen gegenüber ein hohes Maß an Intoleranz zu entwickeln, weil anders als in den alten Religionen, die eine Vielzahl von Göttern kannten, kein dogmatischer Spielraum für die Akzeptanz modifizierter Glaubensvorstellungen oder anderer Götter bestand.
    Das Christentum verstand sich nach seiner Loslösung vom Judentum überdies als missionierende Religion. Missionierung war religiöse Pflicht. Dies führte nach der Konstantinschen Wende zur staatlich verordneten und gewaltsam durchgeführten Christianisierung ganzer Völker bis hin in die Neuzeit.

  • Grundlage für die christliche Religion war das Leben, Wirken und Sterben Jesu, das lediglich in legendendurchwobenen mündlichen Überlieferungen tradiert und erst später in den Evangelien aufgezeichnet wurde. Ein dogmatisch durchgebildetes Glaubenssystem bestand daher von Anfang an nicht und musste erst erarbeitet werden, was bereits in der Urkirche zu schweren Auseinandersetzungen führte. Vor allem die Abgrenzung zum jüdischen Glauben, aus dem das Christentum ja hervorgegangen war, wurde mit aller Schärfe betrieben. Unverkennbar ist der Einfluss des römischen Rechtssystems und das Streben, Glaubenssätze in verbindlicher Form, so wie Rechtssätze zu formulieren und ihre allgemeine Anerkennung durchzusetzen.

  • Parallel dazu wurde eine, in der frühen Kirche noch nicht vorhandene, streng hierarchisch gegliederte Priesterkaste entwickelt, was ebenso dem monotheistischen Gottesverständnis als auch dem römischen Rechts- und Staatsgedanken entsprach. Damit verbunden war notwendigerweise das Streben der sich in Rom etablierenden Kirchenspitze, ihren Macht- und Leitungsanspruch auch gegenüber anderen Zentren des christlichen Glaubens durchzusetzen und zu festigen.

  • Dies alles spielte sich zunächst in einer Zeit, als die christliche Kirche selbst Verfolgungen ausgesetzt war, innerkirchlich ab. Sobald aber die Kirche vom römischen Staat anerkannt und später zur Staatsreligion gemacht worden war, ging sie eine dauerhafte Verbindung mit der Staatsmach ein.
    Im Mittelalter versuchte die Kirche schließlich sogar, sich über die Staatsmacht zu erheben, und machte den Primat des Papstes über den Kaiser geltend.

  • Es ging der Kirche von Anfang an darum, jede Meinung zu unterdrücken, die geeignet war, die Glaubenswahrheiten, die verbindlich formuliert wurden, in Frage zu stellen und Abspaltungstendenzen schon im Keim zu unterdrücken. Die oft unglaublich brutale Unterdrückung 'irriger' Gedanken wurde damit gerechtfertigt, dass nur die katholische Kirche im Besitz der allein seligmachenden Wahrheit sei und alle Andersgläubigen und Abweichler ohnehin verdammt seien und ewigen Höllenstrafen verfallen würden.

  • So schuf die katholische Kirche ein zweifaches Zensursystem: Ein geistiges, welches den Gläubigen in ständiger Angst vor ewiger Verdammnis hielt und ein organisatorisches in welchem zur Überprüfung und notfalls Unterdrückung von Lehren und Schriften, geistlicher und weltlicher Art entsprechende Institutionen geschaffen wurden, die auch irdische Strafen für den Ketzer bereithielten .


312 besiegte Konstantin seinen Rivalen um die Macht, Maxentius in der Schlacht bei der Milvischen Brücke, wobei er der Legende nach am Abend zuvor eine Christuserscheinung hatte und seinen Soldaten befahl, das Christusmonogramm auf Schilde und Feldzeichen zu malen.

Kaiser Galerius, der sich zuvor noch für die Verfolgung der Christen eingesetzt hatte, beendete durch das Toleranzedikt von Nikomedia vom 30. April 311 die Christenverfolgungen im Römischen Reich
Unter Kaiser Konstantin dem Großen (links) wurde das Christentum 313 nach Christus durch das Mailänder Toleranzedikt als gleichberechtigte Religion anerkannt und vom Kaiser vor allem in der östlichen Reichshälfte sehr gefördert.
Unter Kaiser Theodosius I. (rechts- mit Heiligenschein) wurde es 380/381 zur alleinigen Staatsreligion erhoben.
Im Urchristentum war die Strafe für Ketzerei oder Häresie in der Regel die Exkommunikation. Nachdem das Christentum Staatsreligion geworden war, wurden Ketzer als Staatsfeinde angesehen und ihre Verfolgung auch mit staatlicher Hilfe betrieben.
Die römischen Kaiser übten erheblichen Einfluss aus, beriefen Konzile ein, erklärten Glaubensdogmen per Gesetz für verbindlich und waren entscheidend an der Unterdrückung häretischer Bewegungen beteiligt. Dies geschah weniger aus Glaubensüberzeugung, sondern um den inneren Frieden und die Einheit des Reiches zu wahren.

Theodosius I (der Grosse) war der letzte Kaiser des Gesamtreiches. Nach seinem Tod wurde das Reich dauerhaft in zwei Reichshälften (Ost und West) geteilt.
Im Bereich der Religionspolitik ist ihm der reichseinigende Durchbruch zu einem christlichen Gesamt-Imperium gelungen.

Die Kaiser Gratian, Valentinian II und Theodosius I an die Einwohner von Konstantinopel, Thessalonike, 380

Alle unter Unserer milden Herrschaft stehenden Völker sollen nach Unserem Willen demjenigen Glauben angehören, den der heilige Petrus, wie die von ihm offenbarte Religion beweist, den Römern mitgeteilt hat.......
Diejenigen, die diesem Gesetz folgen, sollen den Namen katholische Christen führen, die übrigen aber, die wir als töricht und wahnwitzig erklären, sollen als Abtrünige vom Glauben mit Ehrlosigkeit bestraft und und mit dem Zorn Gottes und dann nach Unserer Entscheidung, die Wir aus dem himmlischen Ratschluss schöpfen wollen, mit (weltlicher) Stafe belegt werden.

Die Kaiser Gratian, Valentinian II und Theodosius I an den Prätorianerpräfekten Eutropius, Konstantinopel, 381

Den Ketzern soll kein geistliches Amt und keine Möglichkeit offenstehen, den Wahnwitz ihres hartnäckigen Gemütes auszusprechen...
Alle Ketzer sollen von verbotenen Zusammenkünften abgehalten...werden.

Die Kaiser Theodosius II und Valentinian III an den Prätorianerpräfekten Bassus, Ravenna, 426

Zu allen Zeiten soll es einem jeden freistehen, diejenigen zu verfolgen, die in schändlicher Weise von der christlichen Kirche abtrünig geworden sind. Die Untersuchung eines solchen Verbrechens soll an keine Zeit gebunden sein.


zitiert nach "Codex Justinianus" Reclam-Bibliothek Band 1368


Häresie Das Wort bezeichnet im Griechentum und im Hellenismus ein frei gewähltes Bekenntnis religiösen oder politischen Inhalts oder eine wissenschaftliche Denkweise. Der Begriff wurde im frühen Christentum im Sinne einer willkürlichen Auswahl aus dem Lehrgut der Kirche und einer Abweichung von den Dogmen verwendet. Damit gewann er eine Bedeutung, die identisch ist mit dem im Mittelalter aufkommenden Begriff der Ketzerei.
Ketzerei das Wort leitet sich von den Katharer her, einer häretischen Gruppe des Mittelalters. Im heutigen Sprachgebrauch wird "Häresie" synonym für "Ketzerei" gebraucht und bedeutet Abweichung vom rechten Glauben.


Das Zentrum des Römischen Reiches, verlagerte sich bereits vor und in jener Zeitepoche, die als Völkerwanderung bezeichnet wird, und in welcher letztlich der Westen des Reiches zusammenbrach, von Rom nach Osten, nach Konstantinopel.
Kaiser Konstantin I. machte die später nach ihm benannte Stadt im Jahre 330 zur Hauptstadt des römischen Imperiums. Nach der Teilung des Reiches im Jahre 395 zwischen den Söhnen des Kaiser Theodosius I in ein östliches und ein westliches Gebiet wurde Konstantinopel zur Hauptstadt des oströmischen Reiches ( Byzantinischen Reiches)

Der Ansatz einer religiösen Reichseinigung durch den Kaiserkult im Rahmen der antiken Religion scheiterte.
Diokletian verlangte das Kaiseropfer und stellte eine Verweigerung des Opfers (durch die Christen) unter Todesstrafe.

Versuch der Reichseinigung durch eine Staatsreligion

Im Rahmen der letzten großen Christenverfolgung befahl der römische Kaiser Diokletian (links) im Jahre 303, die Schriften der Christen zu verbrennen.
Ebenso verfuhren die Christen, nachdem ihnen Religionsfreiheit gewährt worden war. Beispielsweise seien angeführt:
325 wurden die Bücher des Arius und seiner Schüler nach dem I. Konzil von Nicäa (rechts) als häretisch verbrannt.
Die Bücher des Nestorius wurden etwas später gleichfalls als häretisch verbrannt.
391, das Christentum war inzwischen Staatsreligion geworden, ließ der Patriarch Theophilos die damals berühmteste Bibliothek der Welt, das Serapeion in Alexandria, stürmen und zehntausende Bücher verbrennen.

Letztlich war das Christentum die reichseinigende religiöse Idee. Kaiser Theodosius I bedrohte jeden, der nicht 'katholischer Christ' sein wollte, mit schweren Strafen. Nunmehr wurden Abtrünige und Anhänger der alten Religion verfolgt.


Das relativ rasche Umschwenken der Reichspolitik in der Christenfrage von Verfolgung bis zur Zuerkennung einer staatstragenden Rolle führte auch innerhalb der Christengemeinde zu schweren Spannungen.
Die Donatisten sahen die Kirche als eine Gemeinschaft von Heiligen, in der kein Raum für Sünder war. Als Christen, die während der Christenverfolgung durch Diokletian zeitweilig abgefallen waren nach dem Toleranzedikt von Mailand wieder in die Kirche zurückkehrten, verlangten die Donatisten ihren Ausschluss. Die Donatisten trennten sich schließlich von der römischen Kirche und entwickelten vor allem in Nordafrika eigene kirchliche Hierarchien. Neuerlich intervenierten die römischen Kaiser und entschieden letztlich gegen die Donatisten. Ihre Versammlungen wurden unter Androhung der Todesstrafe aufgelöst, woraufhin der Donatismus im 5. Jahrhundert fast ganz verschwand.

Die Kaiser Arcadius, Honorius und Theodosius II an den Stadtpräfekten Senator, Rom 407

Wir verfolgen die Manichäer und Donatisten mit der gerechtesten Strenge. Diese Art von Menschen soll weder durch das Herkommen noch durch das Gesetz etwas mit den übrigen gemein haben...

Zwischen dem 4. und dem 7. Jahrhundert wurde der innerkirchliche Streit um die göttliche Natur Jesu mit gegenseitigen Verurteilungen, Bücherverbrennungen und Todesdrohungen geführt.
Man muss sich aber darüber immer im klaren sein, dass die staatliche Unterstützung bei der Unterdrückung abweichender Glaubensmeinungen im Römischen Reich nie nur religiös, sondern hauptsächlich politisch- im Interesse der Reichseinheit motiviert war.
Die Tradition angeordneter Büchverbrennungen als zensorische Maßnahme nahm so bereits in der Antike und hier vor allem im Rahmen innerkirchlicher dogmatischer Auseinandersetzungen ihren Anfang: Gerechtfertigt wurde diese Vorgehensweise mit einer Passage aus der Apostelgeschichte, in welcher über die Wundertaten des Paulus in Ephesus berichtet wird, die so beeindruckend waren, dass Leute ihre Bücher mit unchristlichem Inhalt zur Verbrennung herbeibrachten. Im Verständnis der christlichen Ideologie wurden bald alle Bücher, die Lehren vorchristlicher Philosophen, Wissenschaftler und Denker enthielten und mit den jeweils geltenden christlichen Dogmen nicht in Einklang gebracht werden konnten, als Zauberbücher angesehen und Anhänger der antiken Philosophie nicht selten als Zauberer bezeichnet. Auf Zauberei stand zu jener Zeit im Römischen Reich aber die Todesstrafe. Der Grundgedanke der heiligen Inquinsition, die tausend Jahre später grosse Teile Europas in Furcht und Entsetzen stürzte, wurde bereits damals entwickelt.

Apg 19,19 Und nicht wenige, die Zauberei getrieben hatten, brachten ihre Zauberbücher herbei und verbrannten sie vor aller Augen. Man berechnete den Wert der Bücher auf fünfzigtausend Silberdrachmen. Apg 19,20 So wuchs das Wort des Herrn mit Macht und wurde stark.

Bücherverbrennungen als zensorische Maßnahme hatten nicht nur den Zweck die Schriften aus dem Umlauf zu ziehen, sondern auch symbolisch und augenfällig die Verdammung ihres Inhaltes zum Ausdruck zu bringen.


Arius lehrte, dass Jesus nicht Gott, also nicht wesensgleich, sondern nur wesensähnlich mit Gott sei.
Da die Streitigkeiten um Arius die Einheit der Kirche gefährdeten, berief Kaiser Konstantin nach einem gescheiterten Schlichtungsversuch 325 ein allgemeines Konzil von Bischöfen aus dem gesamten Kaiserreich nach Nicäa ein. Auf diesem Konzil wurde die Wesenseinheit (Homousia) Gottes mit Jesus Christus feststellten. Diese Lehre wurde durch kaiserliches Gesetz zum Dogma erhoben. Die bis dahin verbreitete Lehrmeinung des Arius, Gott und Christus seien ähnlich, aber nicht wesensgleich, war damit zum Irrtum erklärt. Die Bücher des Arius wurden verbrannt.

Das von Kaiser Theodosius I. einberufene Konzil von Konstantinopel I (381) erweiterte das Nizäische Glaubensbekenntnis und stellte nun die Dreieinigkeitslehre fest. Gemäß diesem Nizäisch-Konstantinopolinischen Glaubensbekenntnis (Nicaeno-Constantinopolitanum) ist von einer Wesensgleichheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist auszugehen.


Epiphanios von Konstantia auf Cypern listete 374/77 in einem Panarion genannten Ketzerverzeichnis sämtliche Ketzer und ihre Lehren auf.

Origenes(185 - 254) war christlicher Gelehrter und Theologe. In der Logos-Theorie hebt Origenes die Menschlichkeit Christi deutlich hervor: Der Vater (1. Logos) sei größer als der Sohn (2. Logos). Origines lehnte auch das Konzept ewiger und unentrinnbarer Strafe (durch deren Androhung die Gläubigen bei der Stange gehalten werden konnten) ab. Diese Ansicht wurde später von der katholischen Kirche verworfen. Origines war sehr umstritten, genoss aber hohes Ansehen und entging daher zu Lebzeiten einer Verurteilung als Ketzer.
In der Auseinandersezung der Kirche mit den Arianern beriefen sich die Streitparteien auf seine Lehren. Noch im 5. und 6. Jahrhundert sorgten seine Lehren für Missverständnisse und Unruhe. Unter dem Vorsitz des Bischof Theophilus von Alexandria wurde daher 400 verordnet, dass niemand die Schriften des Origenes "lesen oder besitzen" dürfe.
Es war jener Theophilus, der 391 die Bibliothek von Alexandria zerstören ließ.
Im Jahr 543 erließ schließlich Kaiser Justinian das Edikt "Liber adversus Origenem", das in zehn Punkten nicht-orthodoxe Lehren von Origenes auflistete. Auf dem Konzil von Konstantinopel II 553 wurde Origines verurteilte und als Ketzer verdammt.


Nestor (Nestorius, Nestorianismus), Patriarch von Konstantinopel, gilt als Vertreter der antiochenischen Lehrmeinung, wonach die göttliche von der menschlichen Natur in Christus getrennt sei. Der Streit war entstanden weil er Maria als Mutter des Menschen Jesu mit Christusgebärerin und nicht als Gottesmutter bezeichnete. Seine Gegner aus der Alexandrinischen Schule, geführt von Bischof Kyrill von Alexandria , sahen darin eine Verletzung der Lehre von der Dreieinigkeit Gottes.
Es war jener Kyrill von Alexandria, der Nachfolger des Theophilus, der angeblich die grausame Ermordung der (heidnischen) Philosophin und Wissenschaftlerin Hypatia von Alexandria angestiftet hatte.
Auf dem von Kaiser Theodosius II. einberufen Konzil von Ephesos 431 wurde die Gottesmutterschaft Marias zum Dogma erklärt.
Obwohl die Nestor zugeschriebene Lehrmeinung in eine 433 gefundene Kompromissformel (es gibt zwei Naturen Christi, die weder scharf getrennt noch vermischt sind) einfloss, wurde er nach Oberägypten verbannt.
Der Nestorianismus breitete sich nach Syrien und Persien aus. Die Bücher des Nestor wurden auf Grund eines kaiserlichen Ediktes verbrannt.

Das von Kaiser Marcianus einberufune Konzil von Chalcedon (451) legte die „Chalzedonischen Glaubensformel” als Glaubenssatz fest. Danach sind nunmehr in der Person Jesu die göttliche und die menschliche Natur „unvermischt und unzertrennlich” enthalten.
Die monophysitischen Kirchen und die Koptische Kirche, welche eine andere Auslegung vertraten, spalteten sich daraufhin von ihren Patriarchaten Antiochia und Alexandria ab.
Auf dem Konzil von Konstantinopel II (553), das von Kaiser Justinian einberufen worden war, wurden die Nestorianer neuerlich verurteilt, ebenso Origines zum Ketzer erklärt und klargestellt, dass jeder, der nicht nach dem Willen der Kirche glaubte, als Ketzer mit dem Tode zu bestrafen sei.



Mani (216 - 276) verstand sich selbst als Nachfolger der großen Religionsstifter: Jesus, Zarathustras und Siddhartha Gautamas. Der Manichäismus war eine synkretistische Lehre , die zoroastrische, christliche und buddhistische Elemente enthielt. Im Mittelmeerraum agierte der Manichäismus als "Kirche des heiligen Geistes" und trat als Konkurrenz für das katholische Christentum auf. Im Jahr 446 ließ Papst Leo I. alle Schriften der Manichäer verbrennen.

Im Decretum Gelasianum delibris recipiendis et non recipiendis, das um 500 entstand und nach Papst Gelasius benannt wurde, sind zum erstenmal alle anerkannten und nicht anerkannten Kirchenschriftsteller zusammengestellt. Das Decretum Gelasianum kann als ein Vorläufer des Index librorum prohibitorum (Verzeichnis der verbotenen Bücher) angesehen werden.

Papst Gelasius formulierte auch erstmals den Vorrang der Kirche in geistlichen Fragen vor der weltlichen Macht und begründete damit jene Lehre, die später als Zweischwertertheorie bekannt wurde.

Kaiser Konstantin IV berief 680 das Konzil von Konstantinopel III ein, auf dem der Monotheletismus, die Lehre, Christus habe nicht zwei Willen, wie seine Doppelnatur annehmen lassen könnte, sondern nur einen, als Häresie verurteilt wurde. Die ab nun gültige Doktrin lautete, dass Christus zu jeder seiner beiden Naturen (göttlich und menschlich, unvermischt und unzertrennlich) einen Willen besitze, und der menschliche dem göttlichen Willen untergeordnet sei.
Die Texte der Monotheliten wurden verdammt und verbrannt.

Flavius Claudius Julianus "Apostata", Römischer Kaiser (331-363)


Kaiser Julian II., der die Gefahr, die von den christlichen Eiferern ausging erkannte, versuchte die religiöse Toleranz im Reich zu erhalten. Er setzte den Christen Schranken, ohne aber eine neue staatliche Christenverfolgung auszulösen und gestattete wieder die ungestörte Ausübung der alten Religionen. Seine Bemühungen hatten keinen dauerhafter Erfolg.
In der christlichen Geschichtsschreibung wird er 'Apostata' - 'Der Abtrünige' genannt.
Er kam während eines Feldzuges unter ungeklärten Umständen ums Leben.
Sein Tod wurde von den Christen, denen man die Ermordung des Kaisers nachsagt, bejubelt.

Patriarch Theophilus
triumphierend auf den Resten des von ihm zerstörten Serapeions
(in einer zeitgenössischen Darstellung)

Christenverfolgung und Heidenverfolgung

In den von Christen geschriebenen Kirchengeschichten werden die Christenverfolgungen stets überbetont und den frühen Märtyrern ein herausragender Platz eingeräumt. Tatsächlich fanden im Römischen Reich Christenverfolgungen meist nur insoweit statt, als Christen ein Verhalten an den Tag legten, das sie als Feinde des Staates erscheinen ließ, insbesondere durch Verweigerung des Kaiseropfers. Abgesehen davon war den Römern, in deren Reich eine Vielzahl von Religionen existierte religiöse Intoleranz fremd. Anders hätte sich das Christentum auf dem Boden des Imperiums auch nicht so rasch ausbreiten können.
Völlig anders verhielten sich die Christen, nachdem ihnen im Staat ein tragende Rolle zuerkannt worden war. Sie bekämpften sich nicht nur untereinander, sondern mit größter Grausamkeit und Intoleranz auch die Anhänger der alten Religionen.
Das Ziel der Christen war die Auslöschung des Heidentums. Tempel wurden geplündert und in Brand gesteckt, Idole und Statuen zerschlagen und Jagd auf Heiden gemacht. Während der Unruhen in Alexandria wurde einer der größten Sitze der Isisverehrung vernichtet, Fanatiker des neuen Glauben zerstörten das Serapeion von Alexandria und die Bibliothek des Museion.
Hypatia war die Tochter des Mathematikers Theon von Alexandria. Sie studierte Mathematik. Philosophie, Astronomie und Musik und versammelte nach und nach einen Kreis von Schülern um sich. Ihr Ansehen in Alexandria war so gross, dass ihr der Lehrstuhl für platonische Philosophie an der Universität (Museion) von Alexandria übertragen wurde.
Sie wurde als heidnische Philosophin von einem christlichen Mob aus ihrem Wagen gerissen, in eine Kirche gezerrt und dort getötet, indem man ihr das Fleisch von den Knochen riss (eine Strafe, die nach kaiserlichem Erlass für Zauberer vorgesehen war).
" Dann brachten sie sie zu einem Ort, der Cinaron hieß, und verbrannten ihren Leichnam mit Feuer. Und alles Volk versammelte sich um den Patriarchen Kyrillos und nannte ihn den neuen Theophilus; dafür dass er zerstört hatte die letzten Reste der Götzenverehrung in der Stadt" (Johannes von Nikiu)
(Patriarch Theophilus, auf den hier Bezug genommen wird, hatte das Serapeion in Alexandria stürmen und zehntausende Bücher verbrennen lassen.)

Kyrill von Alexandria
Patriarch von Alexandria, Heiliger, Kirchenvater und Kirchenlehrer.

Angeblich über seine Veranlassung stiftete im Jahr 415 der Lektor Petrus den christlichen Pöbel Alexandrias zum Mord an der angesehenen heidnischen Philosophin und Wissenschaftlerin Hypatia an.
Dazu vermerkt der zeitgenössische (christliche) Historiker Socrates Scholasticus: "Diese Sache brachte eine nicht geringe Schmach, nicht nur über Kyrill, sondern über die ganze Alexandrinische Kirche."

Kyrill veranlasste auch die Vertreibung der Juden aus Alexandria.

"...Sein Tod erfreut die Überlebenden, aber er wird die Toten betrübt haben." (aus einem dem Kirchenvater Theodoret zugeschrieben Brief)

Die mit dem Vorwurf der Hexerei begründete Ermordung und Verbrennung der Philosophin und Wissenschaftlerin Hypatia ist mehr als ein wenngleich bedauerliches singuläres Ereignis. Diese Tat ist symptomatisch für die Haltung des Christentums der Wissenschaft, Andersgläubigen und Frauen gegenüber und gibt die Entwicklung vor, die das Christentum für die nächsten tausend Jahre nehmen sollte, bis hin zu den Feuern der heiligen Inquisition, in denen Frauen als Hexen und Wissenschaftler als Ketzer verbrannt wurden.

Schon lange bevor es von Theodosius I förmlich zur Staatsreligion gemacht wurde, war das Christentum einzige offizielle Religion im Reich geworden und hatte mit Heidenverfolgungen begonnen, die alles in den Schatten stellten, was es bisher an Christenverfolgungen gegeben hatte. Die Zahl der von den Christen getöteten 'heidnischen Märtyrer' überstieg im Laufe der Jahrhunderte die Zahl der christlichen Märtyrer um ein Vielfaches.

Die rechtliche Grundlage für Heidenverfolgungen boten kaiserliche Edikte, die einerseits die Ausübung der alten Kulte verboten und andererseits Zauberei unter Todesstrafe stellten. Die Edikte gegen Zauberei waren ursprünglich aus einer anderen Motivlage erlassen worden, nämlich um den überhandnehmenden Aberglauben einzudämmen. Von den Christen wurde das Erbe der antiken Philosophie der Zauberei gleichgestellt, vernichtet oder im Sinne des Christentums uminterpretiert. Zu diesem Zweck wurden auch die Bestände der grossen Bibliotheken zensorischen Überprüfungen zugeführt, im Zweifel aber gleich verbrannt.

Die Heidenverfolgungen ziehen sich bis ins 9. Jahrhundert hin und finden ab dem 5. Jahrhundert hauptsächlich im Osten des Reiches statt. Der Westen des Reiches mit seiner Hauptstadt Rom war ja in den Wirren der Völkerwanderung verlorengegangen. Die Kirche des Westens, welche sich nicht mehr auf die Macht des Kaisers in Konstantinopel stützen konnte, musste daher zunächst machtpolitische Probleme lösen ehe sie sich wieder verstärkt dem Kampf gegen Irrlehren zuwenden konnte.

Katharina von Alexandria


Katharina von Alexandria ist die Schutzpatronin der Universitäten und Schulen, der Theologen und Juristen, der Mädchen und Frauen. Sie zählt zu den 14 Nothelfern und gehört zusammen mit Barbara und Margareta zur Gruppe der heiligen drei Jungfrauen.

Aus einer heidnischen Märtyrerin wird eine christliche Heilige

Es liegt in der Natur der Sache, dass die unzähligen überzeugten Anhänger des alten Glaubens und der antiken Philosophie, die Opfer und Märtyrer der von den Christen initiierten Heidenverfolgungen wurden und mit ihrer Religion und Weltanschauung untergingen, in keinem Märtyrerverzeichnis aufscheinen.
Es gibt allerdings eine weitverbreitete und wohl auch zutreffende Auffassung, wonach die Erinnerung an das historische Martyrium der Hypatia, das tiefen Eindruck auf die Zeitgenossen gemacht hatte, im nicht belegbaren, lediglich legendarisch übermittelten Martyrium der Heiligen Katharina von Alexandria fortlebt; freilich in einer im christlichen Sinn umgedeuteten Form.
Katharina wird als aussergewöhnlich schöne und hochgebildete Frau geschildert, die in Alexandria lebte und in einer öffentlichen Diskussiun die besten Philosophen des Landes widerlegte und vom Christentum überzeugte. Sie wurde daraufhin auf Befehl des Kaisers Maxentius auf ähnliche Weise zu Tode gebracht wie die historische Hypatia.

Hypatia von Alexandria


Das Christentum pflegte von Anfang an 'heidnische' Traditionen, die sich nicht ohne weiteres unterdrücken ließen, deckungsgleich mit christlicher Symbolik zu überlagern und so zu 'entschärfen'. Wenn man will, auch eine Art der Zensur.

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