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Die Wien-Bücher

Über Wien wurden und werden unzählige Bücher geschrieben. Aber nur ein ganz kleiner Teil davon, meist Schulbücher, ist für Kinder bestimmt. Das ist leicht zu erklären. Denn ein ausschließlich für Kinder bestimmtes Buch hat naturgemäß nur einen eingeschränkten Abnehmerkreis. Ist dieses Buch zudem auf eine ganz bestimmte Region oder Stadt bezogen, reduziert sich der Kreis der potentiellen Käufer noch einmal. Mit anderen Worten: Ein Kinderbuch über Wien wird sich zwar vielleicht in Wien absetzen lassen, im übrigen deutschsprachigen Raum aber kaum. Dennoch sind eine Reihe schöner und interessanter Kinderbücher über Wien erschienen, von denen ich Ihnen einige vorstellen möchte.


Wiener Bilderbuch, Stuttgart, Gustav Weise Verlag, 1912, Bilder: Marianne Frimberger
Eines der schönsten Kinderbücher über Wien; der Buchschmuck ist in Art des Jugendstils. Das Bild rechts zeigt den Christkindlmarkt "Am Hof", einem der ältesten Plätze Wiens, wo einst die Babenbergerherzöge Hof hielten.

Bild links: Bildausschnitt aus Wiener Bilderbuch von Frimberger; Firmlinge vor dem Stephansdom; sehr schön und detailgetreu ist die Mode der Zeit dargestellt.
Bild mitte und rechts: Wien seit 60 Jahren, Wien, Gerlach & Wiedling, 1908. Das kleinformatige Buch wurde anläßlich des 60-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef I an Schulkinder in Wien verteilt und enthält zahlreiche historische Abbildungen, meist Fotografien aus Wien, von der Mitte des 19. Jhdts bis zur Jahrhundertwende. Die Abbilding rechts zeigt das Michaelertor, das ist das stadtseitige Tor der Hofburg, vor etwa hundert Jahren.

Wiener Kinder 1. Buch, Wien, Deutscher Verlag für Jugend und Volk, 1933. Eine Lesefibel für das erste Schuljahr. Bild daneben rechts: Kalafati; eine neun Meter hohe Figur eines Chinesen, die zu einem Ringelspiel gehörte. Dieses Wahrzeichen des Wiener Prater wurde 1854 errichtet und 1945 zerstört.
Was kleine Leut' in Wien erfreut, Wien, Verlag für Jugend und Volk ca 1937. Eine Lesefibel für den Anfangsunterricht. In der Mitte des Covers ist die Rotunde zu sehen; Hauptgebäude der Weltausstellung von 1873, 1937 bei einem Großbrand zerstört. Bild daneben rechts: Firmlinge vor dem Stephansdom

Wurstelprater, Wien, Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei, 1930. Die Erlebnisse zweier Kinder im Wiener Prater. Bild rechts: Der 'Watschenmann'; eine Kraftmessmaschine, der man Ohrfeigen versetzen muss, seit 1890 Wahrzeichen des Wiener Prater.

Wiener Schicksale, Wien, deutscher Verlag für Jugend und Volk, 1925. Eine kleinformatige, dreibändige Reihe, in der an Hand gut ausgewählter Gedichte und Lesestücke die Geschichte Wiens von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges erzählt wird; zahlreiche Illustrationen. Die Reihe war als Klassenlesestoff zum Unterrichtsgebrauch zugelassen. Zutiefst erschütternd ist das letzte, damals zeitaktuelle Lesestück aus Band 3 dieses Schulbuches, welches die Krise nach dem verlorenen Krieg und dem Untergang der Monarchie wiederspiegelt. Aus Roderich Meinhart's 'Wiener Totentanz': "....Geschäftemacher fremder Völker drängen sich in den Laden der Pelzhändler und Juweliere; gestützt auf fremdes, hochwertiges Geld, ist ihnen nichts zu teuer; und sie kaufen, kaufen im Taumel des Verdienens, raffen das allerletzte an sich aus dem versinkenden Schiff. Und alle Not des Volkes dünkt ihnen nur Sensation zu sein, ein interessantes Ereignis, von dem sie dann daheim, bei voller Tafel, mit Behagen berichten wollen....."
Alt- und Neu- Wien Wien, Deutscher Verlag für Jugend und Volk, 1929; kleinformatig. Ein sehr schön erzähltes Heimatbuch für Kinder der dritten Klaase mit zahlreichen Abbildungen.
Aus dem Leben zweier Wiener Kinder, Wien, Österreichischer Bundesverlag / Verlag für Jugend und Volk, 1946, Illustrationen: Ida Bohatta. 2 Bändchen, vermischte Lesestücke für Kinder der zweiten Klasse. Trotz des Titels nur wenig Wienbezug.
Wiener Kinder lesen, Wien, Jugend und Volk / Österreichischer Bundesverlag, 70er Jahre. Mehrbändige Reihe von Leseheften für den Schulgebrauch. Nur in einzelnen Heften wienspezifische Themen.

Im Prater, ohne Verlagsangabe, o.J., wahrscheinlich Wien 1946. Schönes großformatiges Bilderbuch (vier Kartons) mit Versen, über einen Besuch im Wiener Prater. Bild rechts: Im Kasperltheater.
Mein zweites Buch, Wien, Leykam / Bundesverlag / Jugend und Volk, 1947. Lesefibel für die Volksschule. Führt 'Wiener Kinder 1. Buch' und 'Was kleine Leut' in Wien erfreut' fort.
Sagen aus Wien, Wien, öbv&hpt;, 2000. Von Friedl Hofbauer

In den Kinderzeitungen der Zwischenkriegszeit, die als universell einsetzbare Werbeträger konzipiert waren, finden sich kaum regionalen Themen. Eine Ausnahme bildet Der Regenbogen, Wien ab 1924. Diese Zeitung war kein Werbeträger und brachte viel österreich- und wienspezifische Beiträge.
In den großen Österreichischen Kinderzeitungen der Nachkriegszeit, die ja nicht als Werbeträger eingesetzt wurden, finden sich vereinzelt Wien- Themen, hauptsächlich aber Österreichspezifisches, weil diese Druckwerke in Österreich überregional vertrieben wurden.


Galerie: Anaglyphenbilder: Spaziergänge durch Wien
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Österreichische Schulbücher
Teil 2

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